Donnerstag, 8. Oktober 2015

Bliaud Teil II: Erneute Recherche

Recherche für ein neues Bliaut

Für meine Mittelalterdarstellung möchte ich mir schon seit einiger Zeit ein Bliaut nähen. Da ist doch der kommende Winter die perfekte Zeit dafür ;)
Wenn ich ein neues Kleidungsstück in Angriff nehme arbeite ich meist mit verschiedenen Quellen um mir ein Bild davon zu machen.
Je nach dem wie aufwendig ein Kleidungstück werden soll, fällt auch meine Recherche aufwendiger aus. Ich arbeite gerne mit Moodboards die auch die verschiedenen Details des Kleidungsstücks zeigen.
Mein Bliaut soll, wie es auch noch im ausgehnden 12. Jahrundert ab und zu der Fall war, nur bis mitte Unterschenkel reichen und darunter die Cotte sichtbar lassen. Über die genaue Form und Länge des Ärmels bin ich mir noch nicht ganz im klaren. Ich möchte den vorderen Teil des Ärmels lang und schmal halten, werde aber die genaue Form mithilfe einer Moulure bestimmen.
Der Ausschnitt soll ein V-ausschnitt werden. Der Saum, der Ärmelsaum und der Halsauschnitt möchte ich mit Besätzen versehen, teils besticken und teils eine schmale Brettchenborte applizieren.
Das Muster für die Borte möchte ich selber zeichnen, nur tue ich mich schwer mit dem Zeichnen von Köperborten. Der Oberstoff des Bliaut wird ein waidblauer leichter Wollköper sein, das Futter und die Besätze sind Krapprot. Die Stoffe haben wir mit unserer Gruppe an einem wunderbaren Färberwochenende mit Hilfe von Stefan Fankhauser von der Schönfärberey gefärbt.

Dienstag, 3. Juni 2014

Kindercappa aus Zwiebelgefärbter Wolle

Kindercappa aus zwiebelgefärbter Wolle

Für unseren Kleinen brauchten wir noch ein wärmendes Mäntelchen. Ich habe mich dabei für eine Cappa entschieden, da er sich in dieser besser bewegen kann. Die Cappa ist hinten und vorne gleich lang und hat eine Kapuze die in der vorderen Mitte am Halsausschnitt 2cm überlappend ist. Dadurch ist der Hals etwas besser geschützt. Nach einem Wochendende intensiver Testphase habe ich beschlossen, dass ich sie an den Seiten noch ca. 10cm zunähen möchte. So dass wie bei einer Reisecappa Armlöcher entstehen.

Den naturfarbenen Wollstoff habe ich mit einer Zwiebelschalenfärbung orange gefärbt. Leider weiss ich nicht mehr wo ich den Wollstoff bezogen habe, er ist aber ca. 400g/m. Die Wolle habe ich erst mit 10% Alaun vorbegeizt. Auf Flinkhand findet sich eine gute Anleitung dafür.
Für die Farbflotte habe ich ca. 75% des Gewichts des Färbeguts an Färberdroge genommen. Das ergibt ein sehr schönes Orange. In der Anleitungen die ich gefunden habe wurde zwar meist mit 100% gearbeitet, mir sind jedoch die Zwiebelschalen ausgegangen. :)

1. und 2. Zug zwiebelgefärbter Wollstoff

Je weniger Färberdroge man nimmt, desto heller und gelber wird das gefärbte Stoffstück.
Die Zwiebelschalen wurden im kaltem Wasser angesetzt und langsam aufgekocht. Nach ca. 1.5 Stunden köcheln lassen habe ich den Sud wieder abkühlen lassen und die Zwiebelschalen herausgefischt.
Danach wurde der vorher gebeizten Wollstoff ebenfalls in dem fast kalten Sud langsam erhitzt und ca 1.5h Stunden knapp unter dem Siedepunkt auf der gleichen Temperatur gelassen. Alle 15 - 20 Minuten habe ich den Stoff aus dem Färbebad gehoben und neu reingelegt da ich einen eher knappen Topf habe und etwas Angst vor Flecken hatte. Zum auskühlen habe ich den Stoff über Nacht in der Flotte gelassen und danach sehr gründlich ausgespühlt.
Für den zweiten Zug bin ich gleich vorgegangen nur habe ich die Flotte noch etwas verdünnt und den Stoff nach ca. 2h abkühlen herausgehoben.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Hospitaliter Kitguide

Ausschnitt aus unserem Hospitaliter Kitguide

Zusammen mit meinem Mann bin ich in der Comthurey Alpinum, einem Mittelalterverein der ein Hospitaliterheerlager mit weltlichem Gefolge darstellt. Im Laufe der Jahre wurde die Darstellung kontinuierlich weiterentwickelt. Im Winter haben wir nun sämtliche uns vorliegenden Quellen neu ausgewertet und die Darstellung der Hospitaliter von Grund auf neu recherchiert. Daraus entstand ein Kitguide für die Hospitaliter-Darstellung um 1180 n.Chr.
Mein Part bestand vor Allem darin die Bekleidungen hinsichtlich der historischen Schnitte und Stoffe zu beurteilen. Mein Mann Daniel layoutete den Kitguide und erstelte die Illustrationen.

Bis jetzt wurde für die Hospitaliterdarstellung meistens auf die bekannten Osprey-Bücher referenziert. Aufgrund unserer Recherchen haben wir aber abweichende Schlüsse gezogen. Die wichtigste Neuerung ist das Tragen der Cotte. Das heisst, jeder Bruder trägt über seinem Untergewand (Chemise) eine Cotte aus leichter dunkler Wolle. Dies ist das normale Gewand des Bruders. Die Cotte ziert auch nicht das typische Hospitaliterkreuz, denn dieses wird laut den Ordensregeln nur auf der Cappa und dem Mantel getragen , also auf der Überbekleidung.



Hier ein Auszug aus der Einleitung des Kitguides:
Gibt es die «Kutte» als dritte Kleidungsschicht? Keines der in den Originalquellen der Hospitaliter erwähnten Kleidungsstücke kann eindeutig als «Kutte» identifiziert werden; die Kutte der Mönche wird in der Regel Cuculla (Kukulle) genannt. Im 12. Jahrhundert wurden mit diesem Begriff jedoch verschiedene Varianten von Überkleidern und Überwürfen mit Kapuzen bezeichnet. Grundsätzlich wurden die Kleider nicht nach ihrer Gestalt, sondern nach ihrer Funktion benannt.

In den Originalquellen findet sich die Cappa, die wie der Mantel mit einem Kreuz versehen war. Die Bezeichnung Cappa wurde einerseits für einen ärmellosen Überwurf mit Kapuze verwendet, andererseits findet sich in literarischen Quellen immer wieder Hinweise auf Cappen mit Ärmeln. Es könnte sich also hier um ein kuttenartiges Gewand handeln. Welche Form bei den Hospitalitern gebräuchlich war können wir aus den Quellen nicht herauslesen, ebensowenig, ob dies überhaupt ein normiertes Kleidungsstück war.


Sonntag, 13. Januar 2013

Zweierzopf


Um dem Kaufmannsgewand meines Mannes den letzten Schliff zu geben, habe ich die Seidenbesätze mit dieser Zweierzopfborte eingefasst. Die Borte dient als Abschluss, sollte aber die blau-gelbe Oberarmborte der Surcotte nicht konkurrieren.

Das Muster ist in Köpertechnik gewebt, mit der selben Seide wie schon die Oberarmborte. Allerdings habe ich hier die Seide nicht nochmals geteilt, so dass die Fäden doppelt so dick sind wie bei der Oberarmborte.
Den originalen Webbrief von Babette's Editor habe ich leicht abgeändert, so dass es einen Endloszopf gibt. Die Borte wird mit Brettchen 23 gewebt.

Judas als Kaufmann dargestellt, Hortus Deliciarum, 1175-1195 (Faksimile 1818)
Die Kaufmannsgewandung meines Mannes

Montag, 18. Juni 2012

Brettchenborte mit Rautenmuster, nachempfunden nach dem Gürtel Philipps von Schwaben

Brettchenborte in Köper mit Motiven vom Gürtel des Philipps von Schwaben

Ich wollte das Kaufmannsgewand meines Mannes mit einer Kombination aus Brettchenborten und Besatz etwas seinem Stand anpassen. Die Abbildungen von Männerkleidung im 12. Jahrhundert zeigen oft diese Art von Verzierungen.
Die schmückende Borte sollte ins 12. Jahrundert passen und gut in Köpertechnik zu weben sein.
Im Collingwood bin ich auf den Gürtel von Phillip von Schwaben gestossen. (✝1208). Der originale Gürtel ist aus einem farbigen Grund in Seide, mit Silberlahn brochiert und wechselt Tiermotive mit Rautenmotiven ab. Für meine Borte habe ich zwei der Rautenmuster kopiert und diese abwechselnd gewebt.

Fragment vom Gürtel Philipps von Schwaben, Historisches Museum Speyer

Bei all den Abbildungen die ich gefunden habe, war es schwierig die Rautenmuster genau zu erkennen, so sind die Muster nach besten Gewissen interpretiert. Mittlerweile besuchten wir im Historischen Museum Speyer die Ausstellung "Des Kaisers letzte Kleider", wo der Gürtel ausgestellt wurde. Im Katalog dazu ist der Gürtel sehr genau beschrieben mit wunderbar hochaufgelösten Bildern dazu. Leider hab ich die Borte da schon aufgezogen gehabt. Trotzdem, optisch kommt das Muster dem Original nahe.

Beim Umwandeln der Muster in Köpertechnik hat es mir die Motive leider sehr stark in die Länge gezogen.
Die Borte ist aus der Seide von Schweden, die ich der Feinheit zuliebe nochmals geteilt habe. Die Borte ist 3 cm breit und benötigte 57 Brettchen.



Sonntag, 20. Mai 2012

Nähanleitung: Verschiedene Nahtarten


Zwei Beispielseiten aus der Nähanleitung Nahtarten um 1180

Passend zur Nähanleitung "Die Cotte für den Mann um 1180" habe ich auch noch eine Anleitung erstellt, die sich mit verschiedenen möglichen Nahtarten befasst. Die Anleitung soll den im Nähen nicht so versierten Mitgliedern unseres Vereins bei ihren Nähprojekten helfen.
Zu den jeweiligen Abbildungen habe ich auch noch ein Musterblätzchen erstellt. Es bringt aber leider nichts wenn ich diese auf den Blog stelle.

Die gezeigten Stiche sind nur eine kleine Auswahl von den fast unzähligen Stichen und Kombinationsmöglichkeiten die es gab.

Alle in dieser Anleitung gezeigten Nahtarten sind für Mittelalterkleidung verwendbar.
Es gibt keine klaren Regeln welche Nahtart sich nun für ein bestimmtes Kleidungsstück oder ein bestimmtes Material eignet. Um die richtige Technik auszuwählen hilft es sich einige Gedanken zu machen.
- Wie dick ist der Stoff?
- Wie stark franselt der Stoff aus?
- Was für eine Naht passt optisch zum Stoff?
- Wie stark wird die Naht beansprucht?
- Welche Naht passt zu meiner Darstellung?

Die einzelnen Stichbezeichnungen stammen einerseits aus Fachliteratur, andererseits sind es auch Bezeichnungen die ich als Kostümschneiderin gelernt habe und deshalb Schweizerdeutsche Begriffe. Es ist gut möglich dass ihr bei eurer Recherche auf die selbe Nahttechnik unter einem anderen Namen stösst.

Die gesamte Anleitung findet ihr hier zum Download.

Mittwoch, 7. März 2012

Nähanleitung Cotte

Seite 1 und 2 der Nähanleitung "Die Cotte für den Mann"

Vor 2 Wochen habe ich für unsere Mittelaltergruppe einen kleinen Workshop zum Thema "Wie nähe ich eine Cotte" geleitet. Der Workshop sollte dabei nicht die Nähprofis ansprechen, sondern die Nähanfänger oder die welche sich nicht getrauen ein "jungfräuliches" Stück Stoff zu zerschneiden. Damit das Gehörte nicht gleich wieder verschwindet und als direkte Hilfestellung bei den ersten Versuchen, habe ich zum Workshop noch eine Anleitung geschrieben.

Da die Anleitung vorallem für Näh- und Mittelalter-Anfänger sinnvoll ist habe ich sie bewusst einfach gehalten. Um nicht allzusehr zu verwirren gehe ich zum Beispiel nicht zu stark auf die Quellenlage von Cottes und Surkotes ein. Auch habe ich mich entschieden eher die einfacheren Techniken aufzuzeigen. (Zum Beispiel beim Thema Ausschnitt).
Die gezeigten Arbeitsschritte sowie das Schnittmuster sind eine Möglichkeit wie man vorgehen kann. Selbstverständlich gibt es verschiedene Lösungswege und viel vertieftere Erkenntnisse zum Thema Cotte.

Die Nahtarten werden hier nur kurz erläutert, da ich zusätzlich noch eine eignene Anleitung zu diesem Thema erstellt habe. Diese werde ich hier auch noch einstellen. Vielleicht hilft die Anleitung ja jemanden von euch um etwas mehr Sicherheit beim Nähen zu geben.
Wer die ganze siebenseitige Anleitung als PDF möchte findet sie hier.