Montag, 18. Juni 2012

Brettchenborte mit Rautenmuster, nachempfunden nach dem Gürtel Philipps von Schwaben

Brettchenborte in Köper mit Motiven vom Gürtel des Philipps von Schwaben

Ich wollte das Kaufmannsgewand meines Mannes mit einer Kombination aus Brettchenborten und Besatz etwas seinem Stand anpassen. Die Abbildungen von Männerkleidung im 12. Jahrhundert zeigen oft diese Art von Verzierungen.
Die schmückende Borte sollte ins 12. Jahrundert passen und gut in Köpertechnik zu weben sein.
Im Collingwood bin ich auf den Gürtel von Phillip von Schwaben gestossen. (✝1208). Der originale Gürtel ist aus einem farbigen Grund in Seide, mit Silberlahn brochiert und wechselt Tiermotive mit Rautenmotiven ab. Für meine Borte habe ich zwei der Rautenmuster kopiert und diese abwechselnd gewebt.

Fragment vom Gürtel Philipps von Schwaben, Historisches Museum Speyer

Bei all den Abbildungen die ich gefunden habe, war es schwierig die Rautenmuster genau zu erkennen, so sind die Muster nach besten Gewissen interpretiert. Mittlerweile besuchten wir im Historischen Museum Speyer die Ausstellung "Des Kaisers letzte Kleider", wo der Gürtel ausgestellt wurde. Im Katalog dazu ist der Gürtel sehr genau beschrieben mit wunderbar hochaufgelösten Bildern dazu. Leider hab ich die Borte da schon aufgezogen gehabt. Trotzdem, optisch kommt das Muster dem Original nahe.

Beim Umwandeln der Muster in Köpertechnik hat es mir die Motive leider sehr stark in die Länge gezogen.
Die Borte ist aus der Seide von Schweden, die ich der Feinheit zuliebe nochmals geteilt habe. Die Borte ist 3 cm breit und benötigte 57 Brettchen.



Sonntag, 20. Mai 2012

Nähanleitung: Verschiedene Nahtarten


Zwei Beispielseiten aus der Nähanleitung Nahtarten um 1180

Passend zur Nähanleitung "Die Cotte für den Mann um 1180" habe ich auch noch eine Anleitung erstellt, die sich mit verschiedenen möglichen Nahtarten befasst. Die Anleitung soll den im Nähen nicht so versierten Mitgliedern unseres Vereins bei ihren Nähprojekten helfen.
Zu den jeweiligen Abbildungen habe ich auch noch ein Musterblätzchen erstellt. Es bringt aber leider nichts wenn ich diese auf den Blog stelle.

Die gezeigten Stiche sind nur eine kleine Auswahl von den fast unzähligen Stichen und Kombinationsmöglichkeiten die es gab.

Alle in dieser Anleitung gezeigten Nahtarten sind für Mittelalterkleidung verwendbar.
Es gibt keine klaren Regeln welche Nahtart sich nun für ein bestimmtes Kleidungsstück oder ein bestimmtes Material eignet. Um die richtige Technik auszuwählen hilft es sich einige Gedanken zu machen.
- Wie dick ist der Stoff?
- Wie stark franselt der Stoff aus?
- Was für eine Naht passt optisch zum Stoff?
- Wie stark wird die Naht beansprucht?
- Welche Naht passt zu meiner Darstellung?

Die einzelnen Stichbezeichnungen stammen einerseits aus Fachliteratur, andererseits sind es auch Bezeichnungen die ich als Kostümschneiderin gelernt habe und deshalb Schweizerdeutsche Begriffe. Es ist gut möglich dass ihr bei eurer Recherche auf die selbe Nahttechnik unter einem anderen Namen stösst.

Die gesamte Anleitung findet ihr hier zum Download.

Mittwoch, 7. März 2012

Nähanleitung Cotte

Seite 1 und 2 der Nähanleitung "Die Cotte für den Mann"

Vor 2 Wochen habe ich für unsere Mittelaltergruppe einen kleinen Workshop zum Thema "Wie nähe ich eine Cotte" geleitet. Der Workshop sollte dabei nicht die Nähprofis ansprechen, sondern die Nähanfänger oder die welche sich nicht getrauen ein "jungfräuliches" Stück Stoff zu zerschneiden. Damit das Gehörte nicht gleich wieder verschwindet und als direkte Hilfestellung bei den ersten Versuchen, habe ich zum Workshop noch eine Anleitung geschrieben.

Da die Anleitung vorallem für Näh- und Mittelalter-Anfänger sinnvoll ist habe ich sie bewusst einfach gehalten. Um nicht allzusehr zu verwirren gehe ich zum Beispiel nicht zu stark auf die Quellenlage von Cottes und Surkotes ein. Auch habe ich mich entschieden eher die einfacheren Techniken aufzuzeigen. (Zum Beispiel beim Thema Ausschnitt).
Die gezeigten Arbeitsschritte sowie das Schnittmuster sind eine Möglichkeit wie man vorgehen kann. Selbstverständlich gibt es verschiedene Lösungswege und viel vertieftere Erkenntnisse zum Thema Cotte.

Die Nahtarten werden hier nur kurz erläutert, da ich zusätzlich noch eine eignene Anleitung zu diesem Thema erstellt habe. Diese werde ich hier auch noch einstellen. Vielleicht hilft die Anleitung ja jemanden von euch um etwas mehr Sicherheit beim Nähen zu geben.
Wer die ganze siebenseitige Anleitung als PDF möchte findet sie hier.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Punzierte Messerscheide

Punzierte Messerscheide für ein Hochmittelalterliches Essmesser

Mein Mann hat sich so eine schöne Schwertscheide gemacht, dass ich grad ein Bisschen eifersüchtig geworden bin. Aber jetzt darf ich mit Stolz meine neue Messerscheide mit punziertem Drachen vorstellen! Dazu untenstehend Daniels Text:

Alice kaufte sich ein schönes kleines Messer am Equinox, einem kleinen aber feinen Fantasy-Waldfest in der Nähe von Zürich. Da sie sich schon lange eine punzierte Lederscheide wünschte, hatte ich nun die Möglichkeit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.


Vorlage für die Punzierungen waren einerseits Scheidenfunde aus London aus dem 12. Jh, welche ausnahmslos punziert waren, sowie Buchillustrationen von Fabelwesen. Ich habe aber trotz der übereinstimmenden Form mit den Londonfunden einen etwas anderen Aufbau gewählt. Die Punzierung ist relativ einfach gemacht, nur mittels Anfeuchten des Leders und Eindrücken mit feinen Schraubenziehern.
Vorgezeichnet habe ich jeweils mit einer Ahle direkt auf das feuchte Leder. Das Leder ist relativ zähes, vegetabil gegerbtes Kalbsleder, dass ich nach dem punzieren wieder einölte.


Die Londonerfunde sind zum Beispiel im "Knives and Scabbards, Medieval Finds from Excavations in London" beschrieben.

Dienstag, 3. Januar 2012

Besticktes Nadeletui

Besticktes Nadeletui

Nach einem strengen halben Jahr mit wenig Zeit melde ich mich nun zurück, mit dem Ziel wieder regelmässig über meine Projekte zu berichten.

Einige Werkeleien habe ich im letzten halben Jahr aber doch gefertigt.
So habe ich meiner Schwester zur Weihnachten ein Nadeletui bestickt, in dem sie ihre Gebendenadeln oder auch Nähnadeln verstauen kann.
Leider kenne ich keine originale Vorgabe eines Nadeletuis, weshalb ich nur Vermutungen über die Form und Machart anstellen konnte.

Musterbeispiele für eines "Kreuzmusters" aus dem 12. Jahrhundert

Das Muster habe ich von verschiedenen Bildquellen aus dem 12. Jahrundert  adaptiert. 
Als Stickgrund diente mir ein Leinengrund mit 12 Fäden pro Centimeter. Gestickt habe ich mit naturgefärbtem Seidengarn von Gloirana, sowie einem krapprot gefärbtem Seidengarn dass ich an der "International Living History Fair" in Leicester (UK) gekauft habe. 



Damit das Etui seine Form nicht verliert und die Nadeln beim reinstecken einen Wiederstand haben habe ich einen Kern aus Pergament eingearbeitet.  Und damit sich das Etui trotzdem schön zuklappen lässt, ist das Pergament in 3 Stücke unterteilt. Über dem Pergament folgt beidseitig eine Schicht aus weichem Wollstoff, danach aussen das bestickte Stück Leinen und innen ein gelbes Seidenfutter aus Taft. Das Seidenfutter ist leider etwas zu fein für die mittelalterlichen Nadelspitzen. 
Die Bändchen die das Etui verschliessen sind geloopt. 

Gloriana Seidengarn und Stickgrund ist zum Beispiel bei Univers Broderie erhältlich.