Mittwoch, 29. Juni 2011

Meine neuen Schuhe

Schuhe interpretiert nach einem Schuhfund aus Konstanz, Ende 12. Jh.

Mein Mann hat mir ein paar wunderschöne Schuhe gemacht. Die möchte ich euch nun voller Stolz zeigen:) Und lieb wie er ist, hat er auch gleich noch einen Text dazu geschrieben:

Schuhe zu machen war eigentlich nicht das erste auf der Liste der auszuprobierenden Dinge. Doch da unser einwöchiges Alpenlager ansteht und Alice noch keine passenden Schuhe gefunden hat (und sie hat ziemlich lange gesucht), war selbermachen die einzige Option.


Das Schnittmuster wurde an einem Schuh-Workshop unseres Vereins letzten Winter entwickelt (Abnahme der Fussform). Vorlage für den Schuh waren Funde aus Konstanz, die auf Ende des 12. Jh datiert sind. Der Aufbau ist bei den meisten Funden gleich, zwei spezifische Funde nahmen wir für die Umsetzung der Lasche und der Schuhhöhe. Von der Formgebung und Verarbeitung her sind die Schuhe aus Konstanz übrigens viel filigraner und feiner gearbeitet wie die Funde aus London.
Der Schuh ist wendegenäht, ein ca 4 mm dickes Sohlenleder, umrahmt mit einem weichen Leder zur Dichtung (ca 1 mm) und ein etwa 2 mm dickes Oberleder. Nach dem Nähen der Basisform wurde der Schuh in warmem Wasser gewendet, vorsichtig mit Zeitungen gestopft und stetig eingefettet dass das Leder weich blieb. Dann wurde der Rist-Ausschnitt, die genaue Schuhhöhe und die Lasche ausgeschnitten damit das auch bei beiden Schuhen gleich ist. Danach wurde für den Komfort eine weitere Ledersohle eingelegt, die Verse etwas eingenommen und mit einem weiteren Leder verstärkt.

Die Einfassung um den Rand ist eine Eigeninterpretation um den Schuh noch etwas edler wirken zu lassen, Vorlage dafür war ein Zürcher Schuh von Ende des 12. Jh. Den Schweizer Funden nach zu Urteilen wurden die Schuhe, obwohl Wendegenäht, trotzdem auf einen Leisten genagelt fürs Nähen, daher gehe ich davon aus dass das Oberleder noch etwas dicker sein könnte.

Schuhfund aus Zürich, um 1200. Schweizerisches Landesmuseum

Die Funde von Konstanz finden sich im Buch: Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz von Christiane Schnack. Leider ist das Buch vergriffen.
Englische Schuhfunde finden sich in: Shoes and Pattens,
Finds from Medieval Excavations in London

2 Kommentare:

  1. Schuhe nähen gehört zu den Sachen, die ich mir nicht zutraue. Versuche schlugen fehlt. Da lasse ich lieber machen. Fieselarbeit. Nervenschädigend, Arbeit, die für Klinikaufenthalte in psycahtischen Einrichtugnen sorgen kann. Weia. Wer da schafft und zu Ende bringt, kann auch ohne Raumkapsel zum Mond fliegen oder ohne Sauerstoffgerät 8000er bewältigen.

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  2. Nun, ich bin nicht soo weit gegangen :-) Der Schuh war relativ einfach zu nähen, es brauchte aber eewig Zeit und viel Geduld. Und ich hatte glücklicherweise gute Tipps. Und trotzdem, ich weiss nicht ob ich mir das nochmals antue... Und das mit dem Mond lass ich lieber bleiben, soll ja arg kalt da oben sein. ;-)

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